11.03.2009
Unhaltbare Zustände im Beratzhausener Flüchtlingslager
An der Eingangstür weist ein Schild darauf hin, dass das Büro der Flüchtlingsunterkunft im 1. Stock rechts zu finden ist. Weit und breit kein Ansprechpartner, denn der Gemeinschaftsunterkunftsleiter kurz GU-Leiter, schilderten die Flüchtlinge, käme und ginge wann er wolle, oftmals sei er gar nicht da.
Ich folge einigen Bewohnern, die mich zunächst in die Küche lotsen. Ein Gefühl des Ekels und Schaudern überzog mich. So etwas nennt sich Gemeinschaftsküche, in der die Bewohner unterschiedlicher Nationalität und Herkunft ihre Speisen zubereiten. Kaputte E-Herde, verrostete Leitungen, verkalkte Spülen, kaputtes Mauerwerk und in den Fugen der Fliesen sammelt sich der Schimmel, nein Danke, da würde mir der Spaß am Kochen auch vergehen.
Die Bewohner weisen mich darauf hin, dass die Küche ab 22.00 Uhr geschlossen und ihnen nicht mehr zur Verfügung steht. In den Zimmern türmt sich daher Kochgeschirr und ein seltsamer Geruch macht sich breit. Gegen 4.00 Uhr morgens wird die Küche wieder geöffnet, damit die Flüchtlinge, die zum Hafenarbeitsamt nach Regensburg fahren, um einen Gelegenheitsjob zu ergattern, ihr Frühstück zubereiten können.
Nächste Station sind die Mehrbettzimmer, die sich 6-7 Personen, inklusive Mäuse und Ratten, die nächtens über die Schlafenden hinwegkrabbeln, teilen.
Sommerdecken, durchgelegenen Matratzen sollen hier zu einem erholsamen Schlaf führen. Kaum ein Flüchtling kann wirklich eine Nacht durchschlafen, berichten sie. Sie hätten schon mehrfach den Wunsch geäußert, Einzelzimmer zu beziehen, die es gibt, aber sehr rar sind.
Die Einnahme von Psychopharmaka ist nicht selten, erzählten einige Flüchtlinge, um wenigstens ein paar Stunden in der Nacht durchzuschlafen. Alkohol ist zwar kein guter Ratgeber, hilft aber, um den tristen Alltag zu bewältigen, berichtet ein Iraker, dem die Tränen in den Augen stehen.
"Was soll ich machen, ich lebe hier schon seit 7 Jahren, bin nervlich am Ende, kann nichts mehr essen und habe eine Duldung, d.h. "Aussetzung der Abschiebung". "Ich möchte gerne arbeiten, möchte eine eigene Wohnung, möchte den Führerschein machen und endlich leben. "Eine Freundin will ich nicht, denn ich schäme mich, Freunde/innen zu mir einzuladen.“ „Sie sollen nicht wissen, dass ich ein Flüchtling bin und so erbärmlich leben muss.“
Er erzählt, dass er Nachts eine Flasche mit auf sein Zimmer nimmt, um hin zu pinkeln, denn auf die Toilette kann und mag er nicht gehen. „Ich habe Angst vor Krankheiten“.
Nach 22.00 Uhr werden die Duschräume zugesperrt, das warme Wasser abgedreht, die Heizung gedrosselt und das bei anhaltenden Minustemperaturen, erzählen die Flüchtlinge. Es ist oft sehr kalt und richtige Winterdecken sind Mangelware.
Jeden Donnerstag ist Essensausgabe um 8.00 Uhr. Wer nicht pünktlich erscheint, erhält kein Essenspaket. Sie haben zwar, wie in Regensburg auch ein Bestellsystem, jedoch sind viele der Bewohner mit den Essenspaketen nicht einverstanden. "Wir können doch nicht nur immer Hühnchen essen" und das über Jahre. „Wir essen das nicht mehr, wir hungern lieber, berichten mehrere Bewohner.“ Mit den Essenspaketen, wird auch Kaffee mitgeliefert, den wir gar nicht trinken, normaler Kaffee ist das auch nicht, sondern 250 gr. Espresso Cafe, konnte ich mich überzeugen. Eine Espresso- oder Kaffeemaschine gibt es nicht.
Beim Verlassen des Flüchtlingsheimes richten sich erwartungsvolle Blicke auf mich, „ hilf uns, wir halten es nicht mehr aus.“
Große Löcher in den Mauerwerken, kaputte Böden, Schimmelbildung in der Küche und in den Duschräumen, Ratten und Mäuse als zusätzliche Mitbewohner, Toiletten als potentielle Krankheitsherde, wie würde wohl das Gesundheitsamt reagieren, wenn wie in dieser "Öffentlichen Einrichtung", in einem Alters- oder Kinderheim diese Zustände vorzufinden wären? Die Öffentliche Hand würde sofort die Schließung anordnen.
Man kann nur hoffen, das gleiche Maßstäbe auch hier angelegt werden!
Marion Puhle