13.10.2015
Transitzonen sind totaler Quatsch
Flüchtlingsrat: Transitzonen sind praktisch undurchführbar / Personal besser für Bearbeitung der Asylanträge in Erstaufnahmeeinrichtungen einsetzen
Die Bundesregierung streitet weiter über Transitzonen. Das sollen Durchgangslager im grenznahen Raum sein, in denen, analog zum Flughafenverfahren, die Asylanträge von Flüchtlingen auf exterritorialem Gebiet geprüft werden. Nur wer Chancen auf Anerkennung seines Asylantrags hat, darf in die Bundesrepublik einreisen.
Diese Transitzonen sind praktisch undurchführbar. Bei derzeit täglich 4.000 bis 5.000 neu einreisenden Flüchtlingen müssten riesige Lager geschaffen werden, denn die Behörden werden nicht in der Lage sein, die Asylanträge sofort zu bearbeiten. Das bedeutet, dass viele der Flüchtlinge über mehrere Tage dort sein werden. Nach zehn Tagen würden diese Lager auf 40.000 bis 50.000 Insassen anschwellen.
Dringend notwendig wären stattdessen logistische Lösungen, um eine große Zahl von Flüchtlingen aus dem grenznahen Bereich weiterzutransportieren, zu versorgen und unterzubringen. Auch müssen Wege gefunden werden, wie Flüchtlinge zu ihren Verwandten und UnterstützerInnen in anderen EU-Staaten weiterreisen können. Auch darf nicht von dem Ziel abgewichen werden, die Zahl der EntscheiderInnen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schnell und deutlich aufzustocken. Dieser völlig überlasteten Behörde zusätzlich noch MitarbeiterInnen abzuziehen, um die Transit-Asylverfahren durchzuführen, wäre völlig kontraproduktiv.
„Wir fragen uns, ob diese Vorschläge ernsthaft durchdacht und auf ihre praktischen Konsequenzen untersucht wurden. Es kann doch weder im Interesse der Bayerischen Staatsregierung und der Bundesregierung sein, so viele Menschen auf so engem Raum zusammenzupferchen, welches Bild würde das machen?“, wundert sich Alexander Thal, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. „Wir empfehlen der Staatsregierung und der Bundesregierung, mentale Transitzonen einzurichten, wo unüberlegte Vorschläge vorübergehend festgehalten und auf ihre Praktikabilität untersucht werden können“.