09.03.2012

Suizidversuch eines 17-jährigen Flüchtlings in der Bayernkaserne

Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in der Bayernkaserne weiterhin unverantwortlich


Am 08.03.2012 unternahm ein 17-jähriger Flüchtling in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Bayernkaserne in München einen Suizidversuch. Da er rechtzeitig von seinen BetreuerInnen gefunden wurde, konnte sein Leben gerettet werden.

Bereits im Januar 2012 traten ca. 60 jugendliche Flüchtlinge in der Bayernkaserne in Hungerstreik, um auf ihre Verzweiflung und ihre desolate Lage aufmerksam zu machen. Ein Hungerstreik ist ein drastisches Mittel, um auf eine unerträgliche Situation aufmerksam zu machen. Er ist jedoch verbunden mit der Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage. Ein Suizid steht hingegen für eine absolute Hoffnungs- und Ausweglosigkeit.

Der Selbstmordversuch zeigt nunmehr in dramatischer Deutlichkeit, dass die Bayernkaserne alles andere als ein geeigneter Ort ist, um Jugendliche, die alleine, ohne Eltern, nach Deutschland geflüchtet sind, in Obhut zu nehmen. Dass das Kindeswohl an diesem Ort weder geschützt noch gefördert wird, wurde in der Vergangenheit mehrmals angeprangert. Bislang haben die Verantwortlichen – das bayrische Sozialministerium, die Regierung von Oberbayern und das Jugendamt der Stadt München – keine wesentlichen Schritte unternommen, um die Lage der Jugendlichen zu verbessern.

„Politik und Jugendamt müssen jetzt handeln! Sie können und dürfen das Wohl und Leben der Jugendlichen nicht länger gefährden und ihnen weiterhin das Recht auf eine geschützte Unterbringung in einem jugendgerechten Umfeld verwehren“ fordert Stefanie Studnitz vom Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge. „Dieser Suizidversuch ist nicht die Folge individueller Probleme, sondern die bittere Konsequenz einer strukturellen Missachtung grundlegender Schutzrechte von Kindern. Nach den jahrelangen Forderungen zahlreicher Organisationen und den eindeutigen Hilferufen der Jugendlichen aus der Bayernkaserne müssen die Verantwortlichen endlich die richtigen Konsequenzen zum Wohl der Jugendlichen ziehen.“

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