31.01.2004

Rote Karte für den Lagerleiter

Kundgebung zum europaweiten Aktionstag „Legalisierung aller Papierlosen - Abschaffung von Lagern" in München vor der Flüchtlingsunterkunft im Schwankhardtweg

"So nicht Herr Vogt"
"So nicht Herr Vogt"
„So nicht, Herr Vogt“ skandierten etwa 50 Flüchtlings- und MenschenrechtsaktivistInnen am Samstag, 31.01.2004 vor der Münchner Flüchtlingsunterkunft im Schwankhardtweg und zeigten dem Verwalter, Herrn Peter Vogt, symbolisch die rote Karte (s. hochaufgelöstes, druckgeeignetes Foto unter http://carava.net/img/schwankhardtweg.jpg). Die AktivistInnen werfen ihm vor, unter den BewohnerInnen der Unterkunft Tag für Tag ein Klima der Angst zu erzeugen. Er schikaniere laut Aussagen von betroffenen Flüchtlingen die BewohnerInnen durch Vorenthaltung der Post, nächtliche Ausweiskontrollen in den Privatzimmern durch einen Sicherheitsdienst und verhindere z.B., dass sich Flüchtlinge mit ihren LebenspartnerInnen in der Unterkunft treffen könnten. Durch Spitzel, die er sich mit Vergünstigungen gewogen halte, lasse er sich umfassend über alle Vorkommnisse im Lager informieren.

Die Protestveranstaltung verlief friedlich bei strahlendem Sonnenschein und entspannter Musik. Mitgebrachtes warmes Essen wurde an DemonstrantInnen und BewohnerInnen der Unterkunft verteilt. Ärgerlich war jedoch das Verhalten der eingesetzten Polizeibeamten, die ihr Einsatzfahrzeug direkt vor dem Eingang der Unterkunft postierten und dadurch eine Barriere zwischen Kundgebung und Unterkunft schufen. Erschwerend kam hinzu, dass Flüchtlinge, die sich zu den Protestierenden begeben wollten, sich namentlich von Herrn Vogts Mitarbeitern registrieren lassen mussten.

„Das ist ein unglaubliches Vorgehen. Herr Vogt und sein Dienstherr, die Regierung von Oberbayern, zeigen wieder einmal auf endrucksvolle Weise, wie sie mit Menschen nach Gutsherrenart umgehen“, moniert Matthias Weinzierl. vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Auch wenn sich die Flüchtlinge aus Angst vor Konsequenzen nicht selbst dagegen zur Wehr setzen, müsse Herr Vogt mit weiteren Protesten rechnen: „Wir werden nicht dulden, dass Flüchtlinge mit psychischem Druck, Überwachung und Missachtung der Privatsphäre eingeschüchtert und an der Wahrnehmung ihrer Rechte gehindert werden.“

Die Kundgebung in München fand im Rahmen des europaweiten Aktionstages „Legalisierung aller Papierlosen – Abschaffung von Lagern“ statt. Weitere Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen gab es in über 40 europäischen Städten unter anderen in: Bremen, Frankfurt / Main, Göttingen, Nürnberg, Tübingen und Weimar, sowie u.a. in der Schweiz (Bern, Genf), Österreich (Wien), Frankreich (Paris, Marseille, Lyon, Calais), Großbritannien (London, Liverpool, Oxford), Spanien (Barcelona, Madrid, Malaga), Italien (Rom, Turin), Griechenland (Athen) und in Portugal (Lissabon).

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