19.06.2008

REFUGIO München fordert zum Weltflüchtlingstag eine menschenwürdige Wohnsituation für Flüchtlinge

Refugio München: Die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, so wie sie jetzt in Bayern praktiziert wird, ist menschenunwürdig. Auf die desolaten Zustände der Anlagen - Containerunterkünfte und feststehende Gebäude, die in vielen Fällen von der baulichen Substanz und den hygienischen Verhältnissen her herunter gekommen sind - wurde vielfach hingewiesen. Sie sind hinlänglich bekannt.

Das zwangsweise Wohnen in den Gemeinschaftsunterkünften, besonders über längere Zeit, wirkt sich auf die körperliche und psychische Verfassung der Bewohner aus. Manche wohnen mehr als 10 Jahre in Unterkünften. Die Folge von Ausgrenzung, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit sind Depression oder Aggression, psychische Belastungen bis hin zur Psychiatrisierung. Die Isolation und Aussichtslosigkeit ist besonders in Gemeinschaftsunterkünften auf dem Land ein großes Problem, da es dort selten Integrations-, Lern- und Arbeitsmöglichkeiten gibt.

In der sozialen Isolation, Armut und drangvollen Enge entwickeln sich zwangsläufig Gewaltstrukturen. Kinder lernen Gewalt als Überlebensmechanismus. Insbesondere auf die Kinder hat diese Lebenssituation negative Auswirkungen, hier wird auch der Kinderschutz missachtet.

Für die traumatisierten und psychisch belasteten Flüchtlinge ist das zwangsweise Leben in der Unterkunft eine enorme Belastung. Zur äußeren Situation der Gemeinschaftsunterkunft kommt hinzu, dass dort im Alltag bei Flüchtlingen traumatische Situationen aktiviert oder ausgelöst werden und dann zu bedrohlichen Erinnerungen führen. Das können die dunklen Gänge sein, Streit vor der Tür, Krach, Aggressionen oder nächtliche Kontrollen, die schreckliche Erfahrungen aus der Vergangenheit wieder beleben und Ängste auslösen bis hin zu Dissoziation oder Anfällen.
In der Beratung und Therapie bei REFUGIO geht es bei den meisten Klienten auch um diese täglichen Belastungen, die permanenten Stress erzeugen und angstmachend erlebt werden.

Die langjährige Erfahrung in der Therapie und Beratung zeigt klar, dass die Lebensbedingungen in der Unterkunft krank machen oder psychische Belastungen und Krankheit verstärken. Psychische Erkrankungen und posttraumatische Belastungsstörungen drohen zu chronifizieren. Eine gesunde Entwicklung der Kinder ist nicht gewährleistet.

REFUGIO fordert sofort:
dass Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften mit der derzeitigen Situation nicht länger als ein Jahr leben müssen,
dass erlaubt wird, privaten Wohnraum anzumieten,
dass kranke und psychisch belastete oder traumatisierte Flüchtlinge sofort in Häuser mit abgeschlossenen Wohneinheiten mit eigener Toilette, Dusche und Küche kommen,
dass Flüchtlinge in Orte kommen, die adäquate medizinische Versorgung gewährleisten und sprachliche Verständigung durch Dolmetscher ermöglichen.

Langfristig müssen Gemeinschaftsunterkünfte abgeschafft werden

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