08.03.2012

Psychischer Zusammenbruch stoppt Abschiebung des 21-jährigen Ismail Afzali


Heute sollte der 21-jährige vom Münchner Flughafen nach Afghanistan abgeschoben werden. Obwohl er seit seiner Inhaftierung in der JVA Stadelheim akut suizidgefährdet ist, wurde die Abschiebung eingeleitet. Nach einem psychischen Zusammenbruch ist die geplante Abschiebung vorerst ausgesetzt und er befindet sich nun die nächsten beiden Tage unter ärztlicher Beobachtung. Nach Informationen des Bayerischen Flüchtlingsrats ist ein erneuter Abschiebungsversuch in Begleitung von Polizeibeamten geplant.

Bayern versucht gegenwärtig vermehrt Abschiebungen nach Afghanistan durchzuführen. Dies geht auf ein Rundschreiben des Bayerischen Innenministeriums zurück, das kürzlich bekannt wurde. Darin fordert das Innenministerium die Ausländerbehörden auf, afghanische Flüchtlinge an die zuständigen Zentralen Rückführungsstellen zu melden, damit diese die Abschiebungen einleiten können. Gerade die Ausländerbehörde Passau scheint sich bayernweit bei der Umsetzung besonders hervorzutun.

Ismail Afzali floh vor drei Jahren alleine nach Deutschland. Seine Eltern waren nach Taliban-Angriffen mit den Geschwistern nach Pakistan geflohen. In Passau lernte er deutsch, engagierte sich ehrenamtlich und fand zahlreiche Freunde. 2011 fand er einen Arbeitsplatz in München. Statt seine Arbeit antreten zu können, wurde die Abschiebung eingeleitet. Erst nach breiten Protesten wurde sie ausgesetzt. Als Anfang 2012 deutlich wurde, dass ein zweiter Abschiebeversuch ansteht, tauchte Ismail unter. Vor drei Wochen wurde der junge Afghane von der Polizei aufgegriffen und nach Stadelheim in Abschiebehaft verbracht.

„So unverständlich die Einschätzung des Innenministeriums, dass jungen Männern ohne Angehörigen ein Überleben in Kabul möglich ist, an sich schon ist, erschreckt es umso mehr, wenn ein selbstmordgefährdeter junger Mensch nach Afghanistan abgeschoben werden soll“, sagt Markus Geisel vom Bayerischen Flüchtlingsrat.

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