04.07.2005

Neueste Neuigkeiten zur Abschiebung von Familie Avdija

Nach Abschiebung aus dem Bezirksrankenhaus Erlangen mit eigens gechartertem Flugzeug - Die traumatisierte und suizidale Frau Avdija wird mit ihrem Mann und vier Kindern in der slowenischen „Strafanstalt“ Postojna festgehalten

Freitagabend, 1.Juli, um 19.00 Uhr: Das Elternpaar Aziz (37) und Eljheme (39) Avdija wird mit ihren vier Kindern Zejnepe (16), Idriz (14), Florim (12) und Lumturije (10) mit einem eigens gecharterten Flugzeug vom Flughafen München nach Ljubljana / Slowenien abgeschoben. Ein Pilot von Adria Airways hatte sich am Freitagmorgen geweigert, die Familie Avdija auf einem Linienflug mitzunehmen, "weil er das Sicherheitsrisiko nicht auf sich und die Verantwortung übernehmen wollte", so eine Mitarbeiterin von Adria Airways.
 
Nach Ihrer Landung in Ljubljana um 20.00 Uhr wird Familie Avdija von der slowenischen Asylbehörde übernommen.
Heute Mittag bestätigte Franci Zlatar, Leiterin des psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge "Slovene Phylanthropy" (www.filantropija.org), dass die ganze Familie in der Strafanstalt in Postojna untergebracht wurde. Die Strafanstalt Postojna liegt auf einem ehemaligen Militärgelände in dem Dorf Veliki Otok. Sie ist eines von drei slowenischen Lagern für Asylflüchtlinge und Abschiebehäftlinge gleichermaßen. Die Familie Avdija hatte im Februar 2005 in Slowenien Asyl beantragt. Zwischenzeitlich ist ihr Asylverfahren ablehnend abgeschlossen. Wenn sie keinen neuen Asylantrag stellen können, werden sie weiter in den Kosovo abgeschoben.

Familie Avdija gehört im Kosovo zur Minderheit der Ashkali. Sie sind dort geflohen, weil sie durch albanische Nationalisten geschlagen, verfolgt und bedroht worden. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR fordert in ihrem aktuellen Bericht vom März 2005 einen fortdauernden Flüchtlingsschutz für Ashkali aus dem Kosovo. UNHCR sieht die Sicherheitssituation im Kosovo insgesamt als "weiterhin zerbrechlich und unberechenbar.“

Die ständige Angst um den Ehemann und die Kinder ließen Frau Avdija krank werden. Laut Gutachten des BKH Erlangen leidet Frau Avdija u.a. an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Im Kosovo wird es aber keinerlei Behandlungsmöglichkeiten für Frau Avdija geben: Der UNHCR spricht sich aus für die besonderen Schutzbedürfnisse von "Personen mit schweren oder chronisch psychischen Erkrankungen einschließlich Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS)-Erkrankungen, deren Zustand eine qualifizierte medizinische Versorgung erfordert, die im Kosovo derzeit nicht oder nicht in ausreichendem Maße gewährleistet werden kann...".

Erwin Bartsch (41), Religionspädagoge in der evangelischen Kirchengemeinde Zirndorf:  "Eine schwer traumatisierte Flüchtlingsfrau aus einem Krankenhaus heraus einer eintägigen Abschiebungsprozedur zu unterziehen ist ein schwerer Anschlag auf das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Hinzu kommen die seelischen Verletzungen, die diese Abschiebung mit allen Begleitumständen den Kindern zugefügt hat."

Sabine Böhlau, Pfarrerin, Bayerischer Flüchtlingsrat: „Familie Avdija hätte unseren besonderen Schutz und eine qualifizierte traumatherapeutische Behandlung benötigt. Stattdessen wurde sie in unvorstellbarer Härte und unter hohem Kostenaufwand außer Landes geschafft. Das wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Menschenrechte in unserem Land.“

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