12.09.2012

Nach 100km Fußmarsch: Flüchtlingsprotestzug verlässt Bayern

Morgen Vormittag ist der Übertritt nach Thüringen beim Grenzmuseum Eußenhausen geplant +++ Flüchtlinge verstoßen dabei bewusst gegen die Residenzpflicht

Am letzten Samstag haben Flüchtlinge aus verschiedenen Flüchtlingslagern einen 600km langen Protestmarsch von Würzburg nach Berlin begonnen. Morgen verlassen die Flüchtlinge an der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze bei Eußenhausen Bayern und betreten Thüringen. Das Brisante: Die Grenze ist für Flüchtlinge immer noch existent, da die Residenzpflicht ihnen verbietet, ihr Bundesland zu verlassen. Mit dem symbolträchtigen Übertritt wollen die Flüchtlinge gegen diese Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit protestieren. Die Flüchtlinge riskieren mit diesem Akt zivilen Ungehorsams bewusst Sanktionen aufgrund des Residenzpflichtverstoßes. Bereits am letzten Mittwoch wurde in Würzburg einer der Streikenden von der Polizei festgenommen und zwangsweise zurück zu seinem Wohnort in Düsseldorf gebracht. Derzeit befinden sich ca. 45 Personen auf dem Fußmarsch. Heute Abend werden sie die ersten 100km hinter sich haben. Der Marsch führte bisher von Würzburg über die Stationen Dipbach, Schweinfurt sowie Münnerstadt und soll heute Abend Bad Neustadt erreichen. Anschließend wird inmitten des ehemaligen Grenzstreifens zwischen DDR und BRD übernachtet werden.

Der Protestmarsch entwickelte sich aus den seit Monaten andauernden Flüchtlingsprotestcamps in verschiedenen Städten, welche nach dem Suizid des iranischen Flüchtlings Mohammad Rahsepar im Würzburger Flüchtlingslager am Anfang dieses Jahres entstanden waren. Flüchtlinge aus verschiedenen Lagern tragen ihre Forderung nach einer Abschaffung der Flüchtlingslager und der Residenzpflicht sowie eines Abschiebestopps nun zu Fuß zu den politisch Verantwortlichen in Berlin. Zeitgleich ist am Samstag eine Bustour durch West- und Norddeutschland gestartet, welche im Oktober zusammen mit dem Protestmarsch Berlin erreichen wird. Auf beiden Routen wird durch Veranstaltungen und Demonstrationen für eine Gleichberechtigung von Flüchtlingen protestiert. So fand bereits am Montag eine Demonstration am Abschiebeflughafen Frankfurt und gestern eine Kundgebung in der Innenstadt von Mainz statt. Ziel ist es zudem, dass sich Flüchtlinge und UnterstützerInnen dem Protest anschließen und mit ihnen die Forderungen nach Berlin tragen.

Der gesamte Protestmarsch wird auf www.refugeetentaction.net dokumentiert.

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