03.06.2005

Na Mahlzeit, Frau Stewens!

Ein Monat Boykott von Essenspaketen

Karawane München, Bayerischer Flüchtlingsrat: Seit genau einem Monat wird in einer Münchner Asylunterkunft die Zwangsversorgung mit Essenspaketen boykottiert. Immer mehr Menschen und Gruppen unterstützen den Kampf gegen Bevormundung und Mangelversorgung. Ehrenamtliche sammeln Essensspenden und stellen Autos zur Verfügung, Studenten machen ein Filmprojekt und Kinder werden ehrenamtlich betreut. Mehr als 2000 Euro wurden für die Notversorgung schon gespendet. Mit einer Postkartenaktion soll Sozialministerin Stewens nun zum einlenken gebracht werden. SPD, Grüne und der Ausländerbeirat bezogen öffentlich Stellung gegen die teure Schikane.

„Na Mahlzeit, Frau Stewens“ steht auf den Protestpostkarten, die bald das Postfach der bayerischen Sozialministerin Stewens füllen sollen. 2 000 Karten sollen die Ministerin daran erinnern, dass es nach geltender Gesetzeslage jederzeit möglich wäre, Bargeld statt Sachleistungen aus-zuzahlen, wie es in den meisten anderen Bundesländern üblich ist.

Dies fordern auch 56 Flüchtlinge in dem Barackenlager in der Emma-Ihrer-Str. 8 in München, die seit dem 3. Mai die Annahme der Pakete verweigern. Eigentlich sollen Flüchtlinge von der Paketversorgung leben können. „Wir müssen trotzdem einkaufen gehen, weil in den Paketen nichts drin ist, was wir brauchen können. Ich muss noch Brot, Tee, Joghurt kaufen, etwas zu kochen...“ erklärt eine Frau aus Syrien, die den Boykott mitorganisiert. „Das Brot zum Beispiel langt nur für einen Tag, ich mag es eigentlich gar nicht." Das „Brot“ ist eine Plastikpackung mit Semmeln“.

Damit die Boykottierenden nicht hungern müssen, wurde eine Notversorgung organisiert. Jeden Dienstag, Freitag und Samstag sammeln Ehrenamtliche Lebensmittelspenden. Münchner Lebensmittelläden und die Gemüsehändler am Großmarkt spenden gerne. Vom türkischen Bäcker bis zum Dorfener Bio-Anbau werden Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Von den Spenden können Flüchtlinge selbst das übrige kaufen. 2300 Euro wurden bisher gespendet. Obwohl es nur eine Notversorgung ist, sind die Flüchtlinge zufriedener als mit den Essenspaketen, da ausreichend Obst und Gemüse sowie frisches Brot in die Emma-Ihrer-Str. kommt.

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