12.10.2011
Landshut: Trotz Kriegstrauma droht Beqir Thaqi die Abschiebung in den Kosovo
Erneute Sammelabschiebung in den Kosovo am Donnerstag, den 13. Oktober
Der aus dem Kosovo stammende Beqir Thaqi soll am kommenden Donnerstag, den 13. Oktober 2011 um 10:30 Uhr im Rahmen einer Sammelabschiebung vom Airport Baden in den Kosovo abgeschoben werden.
Beqir Thaqi hat im Kosovo als Jugendlicher den Krieg miterlebt. Als Elfjähriger wurde er Zeuge eines Massakers an Albanern und wurde selbst von serbischen Soldaten misshandelt. Dies hat er bis heute nicht verarbeitet und befindet sich auf Grund einer posttraumatischen Belastungsstörung in Behandlung. Gewaltfilme, Berichte über den Kosovo und große Menschenmengen meide er, sonst würden die Alpträume und Selbstmordgedanken schlimmer, sagt der 25-Jährige. Trotzdem soll er zurück in den Kosovo, wo ihm eine Retraumatisierung droht. Herr Thaqi soll morgen zum Flughafen in Baden-Baden gebracht werden, von wo aus eine Sammelabschiebung um 10:30 Uhr Richtung Kosovo starten wird. Die Folgen können verheerend sein: Mehrmals hat er in der Vergangenheit erwähnt, dass er im Falle einer Abschiebung Suizid begehen würde. Ein Amtsarzt hat zwar die Flugtauglichkeit bestätigt, die Untersuchung fand jedoch ohne einen Dolmetscher statt, ohne den eine psychologische Diagnose jedoch nicht möglich ist.
Eine Petition gegen die Abschiebung wurde vom Bayerischen Flüchtlingsrat bereits beim Bayerischen Landtag eingereicht. Nun liegt es am Innenministerium Bayern, die Abschiebung vorerst auszusetzen. Herr Thaqi lebt seit 2 1/2 Jahren in Deutschland und sein Asylantrag wurde abgelehnt; seitdem lebt er mit einer Duldung in Landshut. Gerade in den letzten Monaten hat sich sein psychischer Zustand auf Grund der drohenden Rückkehr in den Kosovo verschlechtert. Ein Attest von seinem behandelnden Therapeuten bestätigt, dass er zur Vermeidung von suizidalen Handlungen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden müsste. Stattdessen befindet er sich jedoch seit dem 05. Oktober 2011 in Abschiebehaft in München/Stadelheim, von wo aus er heute nach Baden-Württemberg gebracht werden soll.
Beqir Thaqi hätte im Kosovo keine ausreichende Möglichkeit, seine Erkrankung weiterbehandeln zu lassen. In ähnlichen Fällen haben Betroffene einen subsidiären Schutz in Deutschland erhalten. Hierzu müsste Herr Thaqi jedoch die Möglichkeit erhalten, einen Folgeantrag zu stellen.
„Wir fordern daher das bayerische Innenministerium auf, die Abschiebung von Herrn Thaqi auszusetzen und seine Folgeantragstellung abzuwarten. Darüber hinaus fordern wir die bayerischen Behörden auf, sich nicht an der Sammelabschiebung in den Kosovo zu beteiligen.“, sagt Agnes Andrae vom Bayerischen Flüchtlingsrat.