07.09.2005

Kurdische Familie in Schweinfurth von Abschiebung bedroht

Nach 15 Jahren in Bayern ohne Perspektive

Seit 15 Jahren lebt Familie Suncak in Schweinfurt. Ihre Anerkennung als Asylberechtigte wurde ihnen 1996 auf Betreiben des Bundesbeauftragten für Asylfragen wieder aberkannt. Seitdem kämpfte die Familie vor Gericht um ihr Bleiberecht. Nun soll sie beim türkischen Konsulat in Nürnberg Pässe beantragen - und damit dem Ausländeramt die Reisepapiere für ihre Abschiebung beschaffen.

Die kurdische Familie geriet in ihrem Heimatdorf zwischen die Fronten des Krieges. Nach Misshandlungen durch die türkischen Sicherheitskräfte entschlossen sich Ihsan (49) und Hatice (44), mit ihren beiden Kindern nach Deutschland zu flüchten. Der inzwischen 21-jährige Kalender und die 19-jährige Özlem sind in Deutschland aufgewachsen und können sich ein Leben in der Türkei nicht vorstellen. Kalender hat eine Ausbildung als Maler und Lackierer abgeschlossen, hat einen Arbeitsvertrag in der Tasche, darf aber wegen fehlender Arbeitserlaubnis nicht arbeiten.

Tochter Özlem besuchte die Berufsfachschule für Sozialwesen und arbeitet derzeit im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahrs in der Altenpflege - weil ihr das Studium verwehrt wird.

Der Vater Ihsan ist seit den Vorfällen in der Türkei traumatisiert und befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung. Eine erfolgreiche Fortsetzung seiner Therapie wäre in der Türkei nicht gewährleistet. Eine Abschiebung würde seinen Zustand noch verschlimmern.

Herrn Suncaks Geschwister, die in anderen Bundesländern und der Schweiz leben, sind alle als Asylberechtige anerkannt.

Der Bayerische Flüchtlingsrat schließt sich dem Appell der Schweinfurter Bürgerinitiative "Solidarität statt Rassismus" an die zuständigen Behörden an, den Fall der Familie Suncak nochmals zu überprüfen.

"Es ist absurd, eine in Schweinfurth trotz aller Widrigkeiten bestens integrierte Familie nun in ein Land abschieben zu wollen, dessen Sprache die Kinder nicht beherrschen und das ihnen kaum die Chance gibt, auch nur ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dem Sohn droht der Militärdienst, wo er als Sohn eines kurdischen Flüchtlings heftige Repressalien erwarten muss. Auch die therapeutische Behandlung des Vaters wäre in der Türkei kaum sinnvoll fortzuführen", meint Joachim Schürgens, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. "Wenn hier die Abschiebung durchgesetzt werden soll, dann macht man eine Familie und vor allem die Kinder zum Opfer ebenso rigider wie sinnloser Paragraphenreiterei."

Zurück