24.05.2005

3 Wochen Essenspakete Boykott: Pausenbrot zweiter Klasse

Die Forderung nach ausgewogener Ernährung gilt nicht für Flüchtlingskinder.

Karawane München, Münchner Flüchtlingsrat, Bayerischer Flüchtlingsrat: „Frühstück + Pausenbrot = Starthilfe für erfolgreiche Schultage“ fordert das bayerische Gesundheitsministerium. „Für Flüchtlingskinder braucht’s des net“ sagt - indirekt - Familienministerin Stewens. Denn weder das geforderte Vollkorn noch ausreichend Obst und Gemüse sind in Essenspaketen für Flüchtlinge enthalten. Unter anderem deshalb boykottiert ein Großteil der Flüchtlinge in der Asylunterkunft Emma-Ihrer-Str. seit dem dritten Mai die Essenspakete. Ihre Forderung, Geld statt Sachleistungen, wird von Kirchen, SPD und Grünen und dem Münchner Ausländerbeirat unterstützt.

„Eine ausgewogene Ernährung, die schon mit dem Frühstück beginnt, schafft die Voraussetzung für eine optimale Leistung in der Schule“, sagt Gesundheitsminister Schnappauf. Zu einem optimalen Frühstück und Pausenbrot gehören, laut Schnappauf, mindestens ein Vollkorn- und ein Milchprodukt, mindestens ein Stück Obst oder Gemüse und ausreichend Getränke. Wichtig ist ihm auch eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl und Mitbestimmung durch die Kinder.

Dass Flüchtlingskinder in Bayern von Essenspaketen leben müssen, ist für Familienministerin Stewens hingegen kein Problem. Durch die Essenspakete werden „Lebensmittel in ausreichender Menge und Qualität zur Sicherstellung des gesundheitlich erforderlichen Ernährungsbedarfs zur Verfügung gestellt.“ (aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage von MdL Renate Ackermann (Die Grünen).

Das Essenspaket für die 3 Tage vom 18. – 20. Mai für ein muslimisches Kind in einer Münchner Unterkunft enthielt an frischem Obst und Gemüse: Drei Zwiebeln, zwei Äpfel, eine Birne, eine Zitrone. Das reicht schon nicht für die Obstration für drei Mal Frühstück und Pausenbrot. Für den Rest des Tages bleibt dann ohnehin nichts mehr übrig. Vollkornprodukte gibt es in diesen Paketen nicht. Den Geschmack von frischer Milch lernen Flüchtlingskinder in München nie kennen. „Mitbestimmen“, was sie essen, dürfen nicht einmal die Erwachsenen.

Monika Steinhauser vom Münchner Flüchtlingsrat: "Wir fordern Ministerin Stewens auf, die Anregungen ihres Amtskollegen ernst zu nehmen und dafür Sorge zu tragen, dass auch Flüchtlingskinder die Möglichkeit haben, sich gesund zu ernähren. Frau Stewens, nehmen Sie Nachhilfeunterricht bei ihrem Kollegen Schnappauf!"

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