20.12.2012

22.12.: Aktionen gegen Abschiebungen nach Afghanistan

Kurz vor Weihnachten fordern afghanische Flüchtlinge in verschiedenen Städten einen Abschiebestopp +++ In Landshut findet ein Public Screening statt, in München entsteht ein Slum vor der Oper und in Augsburg findet die Lesung Kabul City Limits statt.



Augsburg, 21.12.2012
Kabul City Limits / Lesung | 19 Uhr | Café Neruda

Landshut, 22.12.2012
Kundgebung / Film | 17-19 Uhr | Altstadt Rathaus

München, 22.12.2012|
Vor der Oper entsteht ein Slum | 14-22 Uhr | Max-Joseph-Platz

Nürnberg, 22.12.2012
ABGESAGT, Veranstaltung findet nicht statt

Die Bayerische Staatsregierung bereitet derzeit Abschiebungen nach Afghanistan vor. Davon potentiell betroffen sind mehr als 3.000 afghanische Flüchtlinge, die zurzeit in Bayern leben. Deshalb protestieren jetzt afghanische Flüchtlinge in einer bayernweiten Kampagne für einen Abschiebestopp und die Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen. Besonders bedroht sind alleinstehende junge Männer, die laut Innenministerium „vorrangig zurückgeführt werden“ können. Ihre Asylanträge werden derzeit meist mit der Begründung abgelehnt, dass sie, auch wenn sie in ihrer Herkunftsregion verfolgt sind, in Kabul ein „kümmerliches Leben am Rande des Existenzminimums“ fristen könnten. Dabei sind Zwangsrekrutierungen durch die Taliban und das boomende Geschäft mit Entführungen insbesondere für Abgeschobene eine ständige Bedrohung. Zudem ist ein Überleben in Kabul ohne soziale Netzwerke kaum möglich. Drei Millionen Afghanen sind nach UN-Prognosen von Hunger bedroht, da Lebensmittel kaum bezahlbar sind. Insbesondere in den Wintermonaten sind Todesfälle durch die Mangelversorgung an der Tagesordnung.

Zudem ist das Land mit der Rückkehr von Flüchtlingen aus dem Iran und Pakistan und den Binnenvertriebenen, insgesamt 500.000 Menschen, bereits vollständig überfordert: Rückkehrer sind meist obdachlos oder leben in Slums. Allein in Kabul leben zehntausende Flüchtlinge in Zeltlagern und Notbehausungen. Amnesty International dokumentierte die katastrophalen Zustände für die Rückkehrer in dem kürzlich erschienenen Bericht „fleeing war, findig misery“: Die (medizinische) Versorgungslage ist katastrophal und die Reintegration nahezu vollständig gescheitert. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Peter Nicolaus, UNHCR-Vertreter in Afghanistan, die bisherige Rückkehrstrategie als „größter Fehler in der Geschichte des UNHCR“. Auch die allgemeine Sicherheitslage verschlechtert sich zusehends, so hat sich die Anzahl ziviler Opfer seit 2007 fast verdoppelt. “Afghanistan ist zu einem Schlachtfeld der Terroristen und internationalen Truppen geworden. Viele unschuldige Menschen verlieren ihr Leben und nur wenige schaffen es, sich in Sicherheit zu bringen. Aber wenn die Flüchtlinge hier ankommen werden Ihre Asylanträge abgelehnt und sie werden mit der Abschiebung in Tod, Elend und existenzielle Not bedroht“, erklärt Jamal Nasir, Sprecher der protestierenden Flüchtlinge. „Dies ist absolut unmenschlich, wir wollen endlich Sicherheit für uns afghanische Flüchtlinge in Deutschland.“

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