07.04.2016
Geflüchtete Roma und Romnija werden in Sonderlagern in Bamberg und Manching massiv ausgegrenzt
Internationaler Tag der Roma am 8. April / Flüchtlingsrat: „Humane Behandlung und ein faires Asylverfahren müssen auch für Roma und Romnija gelten!“
Am morgigen Internationalen Tag der Roma, wollen Roma und Romnija ihre Kultur feiern, aber auch auf bestehende Diskriminierung und Unterdrückung ihrer Minderheit aufmerksam machen.
Zur gleichen Zeit ist die Situation für geflüchtete Roma und Romnija in Deutschland weiterhin katastrophal. Auch diejenigen, die schon seit Jahren hier leben, müssen von heute auf morgen ihre Sachen packen und in eine der sogenannten Ankunfts- und Rückführunseinrichtungen in Bamberg und Manching umziehen. Von dort aus werden sie direkt in die Balkanländer abgeschoben, falls sie nicht vorher „freiwillig“ ausreisen.
Seitdem die Bundesregierung im Oktober 2015 die Westbalkanstaaten zu „sicheren Herkunftsländern“ erklärt hat, haben Menschen die aus diesen Ländern um Asyl bitten so gut wie keine Chance. Im Gegenteil: Sie werden als „Flüchtlinge mit geringer Bleibeperspektive“ vorsortiert, in Sonderlagern in Bamberg und Manching isoliert und ohne die Augen der Öffentlichkeit in Chartermaschinen gesammelt abgeschoben. Ein bis zwei Mal in der Woche kommen Polizeibusse zwischen 5 und 6 Uhr Morgens, um die Geflüchteten abzuholen. In den Lagern herrscht eine Stimmung der Angst, berichten Flüchtlinge, mit denen der Flüchtlingsrat in Kontakt steht.
Die Westbalkanländer für sicher zu erklären mutet angesichts der Ausgrenzung von Roma und Romnija in diesen Ländern ironisch an. Diese leben dort oft unregistriert ohne Zugang zu Bildung, sozialen Leistungen und Gesundheitsversorgung. Viele müssen in heruntergekommenen Baracken hausen und sind den Angriffen gewaltbereiter RassistInnen schutzlos ausgesetzt. Romnija in Bamberg, die mit der Initiative Solidarität mit den Geflüchteten vom Balkan in Kontakt stehen, berichten von versuchten oder tatsächlichen Vergewaltigungen und Entführungen in ihren Herkunftsländern.
Roma und Romnija leben in den Sonderlagern mit bis zu 1100 Geflüchteten auf engstem Raum in nicht abschließbaren Wohnungen zusammen. Seitdem das Lager in Bamberg im September geöffnet hat, gibt es keine Asylsozialarbeit. Die Menschen werden mit ihren Problemen, ihren Traumata und ihrer Hoffnungslosigkeit komplett allein gelassen.
Die Bundesregierung entzieht sich ihrer Verantwortung für alle nach Deutschland Geflüchteten ein faires Asylverfahren und eine humane Behandlung bereitzustellen. Gerade vor dem Hintergrund der deutschen NS-Vergangenheit sind diese Zustände nicht hinnehmbar.
Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert dies aufs Schärfste und fordert Alle auf, die Petition zur Schließung der Sonderlager in Bamberg und Manching zu unterzeichnen: https://www.openpetition.de/petition/online/balkanlager-bamberg-und-manching-schliessen-keine-abschiebung-um-jeden-preis
• Keine Sonderlager nach Herkunftsland oder anderen Kriterien! Das Asylrecht muss individuell bleiben!
• Keine Umverteilung aus dem gewohnten Lebensumfeld in die Isolation!
• Keine Abschiebung in Elend und Obdachlosigkeit!
• Einzelfälle prüfen! Kein Land kann per Gesetz als „sicher“ erklärt werden!