09.12.2005

Fleischskandal im Essenspaket

Regierung von Oberbayern verteilt Gammelfleisch an Flüchtlinge

Karawane München, Bayerischer Flüchtlingsrat: An Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften in Oberbayern wurde bei den letzten Ausgaben der Lebensmittelpakete Fleisch verteilt, dessen Haltbarkeit seit Oktober 2005 abgelaufen war.
Bei den Fleischlieferungen handelte es sich um 500 Gramm-Tiefkühl-Packungen mit Hähnchenbrust. Das abgelaufene Verfallsdatum war den Unterkunftsverwaltungen nicht aufgefallen, erst Flüchtlinge wiesen darauf hin. In Neuburg an der Donau gingen Flüchtlinge mit den abgelaufenen Essenspaketen zur Polizei, die daraufhin mit der Unterkunftsverwaltung die verdorbenen Fleischlieferungen wieder einsammelte. Etliche Flüchtlinge hatten das Fleisch jedoch schon verzehrt, mindestens eine Person hatte Beschwerden. Ihr wurde von der Polizei empfohlen, das Krankenhaus aufzusuchen.

Auch in Ingolstadt und München kam es zur Auslieferung des verdorbenen Fleischs. Zumindest in zwei Unterkünften, in der Emma Ihrer Straße, in der Rosenheimer Straße sowie am Rosa Luxemburg Platz, verteilten die Verwaltungen das abgelaufene Hühnerfleisch. Heute Vormittag beeilten sich Verwaltung und Hausmeister, noch nicht verzehrte Fleischrationen wieder einzusammeln. Nach Angaben von Uche Akpulu wurde das abgelaufene Fleisch seit Anfang Dezember an BewohnerInnen der Unterkunft Emma-Ihrer-Straße ausgeliefert. Auch in der Emma-Ihrer-Straße klagten Bewohner über Beschwerden. In Ingolstadt ist die Fleischvergabe für die Unterkunft in der Haelinstraße belegt. Es ist davon auszugehen, dass in ganz Oberbayern Flüchtlinge mit dem abgelaufenen Fleisch beliefert worden sind.

Der Bayerische Flüchtlingsrat und die Karawane verurteilen die Ausgabe abgelaufenen Fleisches auf das Schärfste.
"Flüchtlinge, die gegen die Vergabe von Essenspaketen protestieren, werden von der Regierung von Ober-bayern immer abgefertigt, es sei doch alles bestens. Der Vorfall zeigt, wie glaubwürdig die Versprechen der Regierung sind. Die Lieferfirma Drei-König, der die Regierung von Oberbayern die Lieferung von Essenspaketen für Flüchtlinge übertragen hat, leistet sich die Ungeheuerlichkeit, mitten in einem Gammelfleisch-Skandal Flüchtlinge mit abgelaufenen Fleischrationen zu beliefern. Für uns zeigt der Vorfall, dass die Kon-trolle der Regierung von Oberbayern kläglich versagt hat und die von der Regierung bestellte Lieferfirma große Dreistigkeit an den Tag legt. Eine solche Firma hat nichts im Bereich Lebensmittel verloren."

Der Bayerische Flüchtlingsrat und die Karawane unterstützen seit langem Proteste von Flüchtlingen, die sich gegen die Abspeisung mit minderwertigen Essenspaketen zur Wehr setzen. Der Regierungspräsident von Oberbayern, Werner Hans Böhm, schrieb erst am 3. Juni diesen Jahres auf einen Beschwerdebrief der Karawane München: "Es ist ein großes Anliegen sowohl der Regierung von Oberbayern als auch der Lieferfirma, für die Leistungsberechtigten eine bestmögliche Versorgung entsprechend den Vorgaben zu gewährleisten."

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