Aktionsbündnis „Rückkehr Ofeliya Guliyeva“ und Bayerischer Flüchtlingsrat: Am 21.11.2017 wurde die inzwischen 14jährige Ofeliya Guliyeva und ihre Mutter nach Aserbaidschan abgeschoben. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion überfielen Polizeibeamte die vierköpfige Familie in ihrer Unterkunft in Kulmbach. Ofeliya berichtet, dass Polizeibeamte mit einem Schlüssel in die Wohnung eingedrungen sind. Sie weckten die Mutter, indem sie ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchteten. Die Beamten forderten sie auf zu packen, denn sie würden jetzt abgeschoben. Als die Mutter fragte, ob sie den Koffer für Ihren Sohn packen solle, wurde ihr dies verwehrt. Das erledige schon der Vater, war die knappe Antwort. Nur Mutter und Tochter sollten packen und zügig das Haus verlassen. Der Sohn und der Vater würden gleich nachkommen. Auf die Bitte um eine Verabschiedung wurde dies verweigert. Vielmehr wurden die Mutter mit der Tochter gedrängt, in das Auto einzusteigen. Erst später erfuhren die beiden, dass sie alleine abgeschoben werden. Sahib Guliyev, sieben Jahre alt und herzkrank, verlor durch die Abschiebung seine Mutter, die das alleinige Sorgerecht für Sahib hat.

Artikel 6 des Grundgesetzes regelt, dass Ehe und Familie unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung stehen und Kinder nicht willkürlich von ihren Eltern getrennt werden dürfen. Doch genau dies ist hier geschehen: Die Zentrale Abschiebebehörde (ZAB) in Bayreuth, die die Abschiebung veranlasst hat, hat schlicht ignoriert, dass Sahib nach der Abschiebung keinen Sorgeberechtigten mehr in Deutschland hat. Aufgrund der grundrechtswidrigen Abschiebung muss jetzt vor dem Familiengericht ein Verfahren stattfinden, um einen Sorgeberechtigten für Sahib zu bestimmen.

Familie Guliyeva lebt bereits seit 8 Jahren in Deutschland und ist gut integriert. Sahib ist in Kulmbach geboren, Ofeliya lebt mehr als die Hälfte ihres Lebens hier. Aserbaidschan ist für beide Kinder ein fremdes Land, zu dem sie keinen Bezug haben.

Ofeliya singt in Bayreuth im Zamirchor, geht ins Gymnasium und hat gute Noten. Darüber hinaus ist sie eine hochbegabte Pianistin. Obwohl sie erst seit Anfang 2015 Klavierunterricht bekommt, meistert sie technische Herausforderungen und musikalische Gestaltung in kürzester Zeit. Ofeliya zeichnet sich besonders durch eine schnelle Auffassungsgabe aus, die ihr dabei hilft, anspruchsvolle Werke in kürzester Zeit aufführungsreif spielen zu können. Als Komponistin erschuf sie sogar eigene Werke, die sie öffentlich aufführte. Im Januar 2016 gewann sie den Ruckdeschel-Preis und nahm mit einem Orchester den „Karneval der Tiere“ von Camillie Saint-Saëns auf CD auf. Ofeliya wurde mit Klavierunterricht gefördert und träumte davon bald zu studieren – doch dem bereitete die ZAB ein jähes Ende.

In Aserbaidschan erwartet Ofeliya ein Leben am Rande der Gesellschaft und eine geringe Schulbildung, mit der sie keine Chance auf freie Persönlichkeitsentfaltung hat. Die musikalische Förderung, die ihr helfen würde, ihr Talent frei zu entfalten, ist in Aserbaidschan nur mit großen Summen möglich, die die Eltern nicht aufbringen können. In Deutschland hingegen hätte Ofeliya aufgrund ihres musikalischen Talents beste Aussichten auf ein Stipendium.

„Was sich die Zentrale Abschiebebehörde Bayreuth geleistet hat, ist nicht nur ein schwerer Verstoß gegen das Grundgesetz, sondern auch gegen die UN-Kinderrechtskonvention“, erklärt Alexander Thal, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats.

Der Bayerische Flüchtlingsrat und das Aktionsbündnis fordern gemeinsam, dass Ofeliya und ihre Mutter sofort nach Kulmbach zurückgebracht werden und alle Familienmitglieder ein Bleiberecht bekommen, das ihnen die Ausländerbehörde längst hätte erteilen können.

Johannes Marx vom Aktionsbündnis ergänzt: „Ofeliya Guliyeva habe ich als musikalisches Wunderkind kennengelernt. Nach nur einem Jahr Klavierunterricht, spielt sie Stücke, an denen sich Profis die Zähne ausbeißen. Die Welt verliert mit der Abschiebung eine hochbegabte Pianistin, die nie die Chance auf persönliche Entfaltung haben wird. Wir fordern deshalb gemeinsam die ZAB auf, Ofeliya und ihre Mutter bis Weihnachten zurückzuholen und der ganzen Familie ein Bleiberecht zu gewähren!“