06.07.2015

Ehrenamtliche Initiative löst sich aus Protest auf

Ehrenamtliche in Schleching fühlen sich von Landratsamt und Sozialberatung vor den Kopf gestoßen


Am vergangenen Freitag dankte Sozialministerin Emilia Müller per Pressemitteilung all denen in Bayern, „die sich mit beindruckender Hilfsbereitschaft und großem Einsatz um die Asylbewerber kümmern. Dafür“, so die Ministerin, „gilt ihnen mein großer Dank“.

Am gleichen Freitag löste sich im oberbayerischen Schleching eine größere ehrenamtliche Initiative auf – aus Protest gegen das Traunsteiner Landratsamt und die Asylsozialberatung der Diakonie.

Die Ehrenamtlichen hatten in den vergangenen Wochen unermüdlich versucht in einer dezentralen Unterbringung zwischen dem betreibenden Wirt und den dort untergebrachten Flüchtlingen zu vermitteln. Der Vorwurf an den Wirt ist ein schäbiger und autoritärer Umgang mit den Flüchtlingen in seinem Haus.

Nachdem die eritreischen Flüchtlinge der Unterkunft beim Landratsamt kein Gehör gefunden hatten, waren sie nach München gezogen, um gegen die Willkür des Wirts zu protestieren. Der Helferkreis versuchte wenigstens kleine Verbesserungen der Situation zu erreichen. Der Wirt aber stellt auf stur, und bekam Unterstützung durch das Landratsamt und die Sozialberatung der Diakonie. Beide stellten sich sogar hinter die Ankündigung des Wirtes, die Flüchtlinge wegen Verleumdung verklagen zu wollen. Den Ehrenamtlichen wurde gesagt, man solle das mittragen oder sich gefälligst raushalten.

Das reicht dem Helferkreis nun. Auf der letzten Sitzung wurde beschlossen, die ehrenamtliche Tätigkeit einzustellen und die Betreuung der Flüchtlinge nun an die Behörden und die Sozialberatung zurückzugeben.

Die Auflösung der ehrenamtlichen Initiative ist ein fatales Signal. Das ehrenamtliche Engagement, ohne das die Situation vielerorts längst explodiert wäre, wird von offizieller Seite gerne angenommen. Sobald die Ehrenamtlichen aber Kritik üben und Vorwürfe der Flüchtlinge vorbringen, gelten sie als Störenfriede“, kritisiert Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat.

Wir erleben eine unheilige Allianz zwischen Landratsämtern und Unterkunftsbetreibern. Die Behörden sind auf die Unterkünfte angewiesen, Mindeststandards gibt es schlichtweg nicht. Das resultiert in einer Haltung, in der Flüchtlinge und auch Ehrenamtliche still halten und egal welche Auswüchse der Unterbringung akzeptieren sollen. Es kann nicht im Sinne der bayerischen Asylsozialpolitik sein, dass Ehrenamtlichen hier regelmäßig vor den Kopf gestoßen wird“, so Dünnwald weiter. „Wir fordern das Bayerische Sozialministerium dazu auf, unabhängige Ombudsstellen einzurichten und die Betreiber der Unterkünfte zur Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen anzuweisen.

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