23.11.2010

Dramatischer Hungerstreik in Augsburg

Flüchtlinge im Augsburger Lager Neusässer Straße haben Hungerstreik beschlossen / Aufruf an PolitikerInnen: „Bitte besuchen Sie die Flüchtlinge und hören Sie sich ihre Forderungen an“

Gestern Abend trafen sich die UnterstützerInnen der Flüchtlingsinitiative Augsburg (FIA) mit den Flüchtlingen, die in der ehemaligen Flak-Kaserne in Augsburg leben müssen. Die FIA hatte kistenweise Lebensmittel und Geldspenden dabei, um die Flüchtlinge mit einer Notversorgung bei ihrem Essenspaketeboykott zu unterstützen. Doch für alle überraschend mussten sie diese wieder mitnehmen, denn die Flüchtlinge weigern sich, sie anzunehmen.

Obwohl die UnterstützerInnen der FIA die Flüchtlinge auf die Gefahren und Konsequenzen eines Hungerstreiks deutlich hinwiesen, blieben die ca. 250 Personen dabei und befinden sich in einem unbefristeten Hungerstreik. Als einzige Unterstützung erbaten sie, dass ihre Forderungen öffentlich gemacht werden. Mit ihrem Hungerstreik wollen sie erreichen:

  • Geld statt Essenspakete
  • Privatsphäre, Hygiene und menschenwürdiges Wohnen: Wohnungen statt Flüchtlingslager
  • Bessere medizinische Versorgung und psychologische Unterstützung
  • Abschaffung der Residenzpflicht
  • Deutschkurse, um eine Integration zu ermöglichen
  • Das Recht, zu arbeiten, um Steuern zu zahlen und sich selbst versorgen zu können

Der Bayerische Flüchtlingsrat hat große Sorge um die Gesundheit der Flüchtlinge. Er appelliert an die Bayerische Staatsregierung und den Landtag, die Verzweiflung der Flüchtlinge ernst zu nehmen und sich mit deren Forderungen auseinander zu setzen.

„Jetzt ist die Staatsregierung am Zug“, sagt Alexander Thal, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. „Sozialministerin Christine Haderthauer hat erklärt, die Flüchtlinge in Bayern ‚nach zeitgemäßen humanitären Maßstäben’ unterzubringen. Diesem Ziel hinkt die Staatsregierung noch weit hinterher. Zudem ist der Flüchtlingslager-Kompromiss von CSU und FDP noch immer nicht umgesetzt. Wir fordern deshalb die Staatsregierung und die Landtagsfraktionen auf, nach Augsburg zu fahren und den direkten Dialog mit den Flüchtlingen aufzunehmen.“

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