27.04.2016

Das Lager als natürliche Wohnstätte

Sozialministerin Emilia Müller will dezentrale Unterbringung massiv einstampfen

 

Das Bayerische Kabinett hat nun beschlossen, in der Flüchtlingsunterbringung verstärkt auf Lager zu setzen. Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert diese Entscheidung als integrationsfeindlich und als einen Schritt hin zu Flüchtlingsghettos.
Seit Jahrzehnten kann beobachtet werden, dass Sammellager für Flüchtlinge Spannungen sowohl zwischen Flüchtlingen als auch zwischen Flüchtlingen und Nachbarschaft schüren. Darüber hinaus ist die Unterbringung in den Sammellagern eine menschenunwürdige Maßnahme, die der Abschreckung dienen soll. So hieß es jahrelang in der bayerischen Durchführungsverordnung Asyl, dass die Unterbringung in Flüchtlingslagern die Bereitschaft zur Rückkehr fördern solle. Flüchtlingslager fördern zudem die Isolation der Betroffenen und können zu sozialen und psychischen Problemen führen Auch Retraumatisierungen werden hierdurch provoziert.

Dennoch will Sozialministerin Müller die Zahl der dezentralen Unterkünfte in Zukunft verringern und wieder zu der längst veralteten Unterbringung in Flüchtlingslagern zurückkehren. „Wir werfen der bayerischen Staatsregierung vor, hier aus Verwaltungsgründen heraus aktiv die Ausgrenzung von Flüchtlingen zu betreiben. Damit werden alle Kräfte in den Kommunen, die sich für eine gelingende Integration einsetzen, vor den Kopf gestoßen“, kritisiert Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Die Arbeit von Ehrenamtlichen, aber auch von kommunalen Behörden wird dadurch erschwert. Zwar geht damit die Verantwortung für die Unterbringung wieder an die Bezirksregierungen über, aber die gesamten Integrationsanstrengungen bleiben ja bei den Kommunen.

Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert ein weiteres Engagement im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Auch Flüchtlinge, über deren Antrag noch nicht entschieden ist, dürfen nicht in großen Lagern kaserniert werden. „Bei einem Bearbeitungsstau der Asylentscheidungen des Bundesamtes von mehreren hunderttausend Fällen ist es zynisch, Flüchtlinge absehbar über Jahre in Sammellagern zu isolieren. Die Folgeschäden werden den Freistaat wesentlich mehr kosten, als er hier einspart. Außerdem hat der Bayerische Flüchtlingsrat bereits seit Jahren ausgerechnet, dass die Unterbringung in Sammellagern weitaus teurer als die Unterbringung in Wohnungen ist“, so Stephan Dünnwald. „Es ist endlich an der Zeit, dass die Lagerpflicht in Bayern abgeschafft wird.

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