25.02.2011

Christlicher Familie mit Kleinkind droht Abschiebung in den Irak

Während sich Anschläge gegen Christen im Irak häufen, weigert sich Deutschland die Betroffenen zu schützen.

Familie Ghareb, die derzeit im Flüchtlingslager Coburg lebt, soll am 02.03.2011 nach Schweden abgeschoben werden – von dort droht ihr die weitere Abschiebung nach Bagdad. Im Irak wäre die christliche Familie von Anschlägen und der Verfolgung aufgrund ihrer Religion bedroht. Der Bayerische Flüchtlingsrat verurteilt die geplante Abschiebung daher scharf und fordert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dazu auf, die Fluchtgründe der Familie zu prüfen und ein reguläres Asylverfahren einzuleiten. Gleichzeitig wird eine Bundestagspetition eingereicht.

Familie Ghareb floh im Jahr 2006 aus Bagdad nach Schweden, um der Bedrohung durch alltägliche Gewalt und religiös motivierte Übergriffe und Anschläge zu entgehen. In Schweden wurde ihr Asylantrag jedoch abgelehnt. Als ihr im Jahr 2010 die Abschiebung nach Bagdad drohte, flüchtete die Familie weiter nach Deutschland, wo ein Bruder von Herrn Ghareb als anerkannter Flüchtling lebt. Doch statt Schutz zu erfahren will das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Eltern und ihre vierjährige Tochter nach Schweden abschieben. Möglich macht dies die Dublin II-Verordnung, nach der Schweden allein zuständig für das Asylverfahren der Familie ist. In Schweden sind alle Rechtsmittel ausgeschöpft, nach Angaben des schwedischen Jesuiten Flüchtlingsdienstes soll nun die Abschiebung nach Bagdad durchgesetzt werden – Schweden ist das erste EU-Land, das auch Christen in den Irak abschiebt. Der Bruder von Herrn Poles Ghareb, Cesar Ghareb, der seit drei Jahren in Memmingen wohnt und arbeitet, verbringt nun schlaflose Nächte. „Viele Freunde von mir sind im Irak gestorben – nur weil sie Christen sind. Jede Woche gibt es Anschläge auf unsere Kirchen. Ich habe jetzt ständig Kopfschmerzen und große Angst um das Leben von meinem Bruder und seiner Familie.“

Der kürzlich erschienene Irak-Bericht von Human Rights Watch deckt den fehlenden Schutz für die besonders gefährdete Gruppe der chaldäischen Christen auf. Bombenanschläge, Terrorattacken und Morde gegen Christen würden strafrechtlich nicht verfolgt oder blieben ohne Konsequenzen. Demnach sind Christen zudem besonders von krimineller Gewalt, wie Entführungen und Raubüberfällen, bedroht, da sie als wohlhabend gelten und schutzlos sind. UNHCR und Amnesty International verurteilen die Abschiebungen von IrakerInnen aus Schweden scharf, insbesondere Abschiebungen in den Raum Bagdad, da sie gegen die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 verstoßen. Amnesty International zählt seit 2003 über 70 Anschläge auf christliche Kirchen im Irak. Hunderttausende Christen haben das Land seither verlassen. Nachdem sich Ende 2010 Anschläge und Gewalt gegen Christen in Bagdad wieder gehäuft haben, sind erneut tausende Christen aus Bagdad geflohen.

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