11.09.2018

Bayerischer Flüchtlingsrat fordert sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan

Heute Abend ist der 16. Sammelabschiebeflug nach Afghanistan geplant

Die Lage in Afghanistan spitzt sich immer weiter zu. In den vergangenen Tagen wurden mehrere Distrikte von den Taliban angegriffen und teils eingenommen. Dabei handelt es sich um Gebiete rund um Kabul und in der Nähe von Masar-e-Sharif. Betroffen sind Sar-e Pul im Norden Afghanistans, dort wurden in der Nacht auf Montag Militäreinrichtungen von den Taliban überrannt und mehrere Menschen dabei getötet. In der Provinz Tachar im Nordosten Afghanistans an der Grenze zu Tadschikistan wurde in der vergangenen Woche ein Kontrollposten der Polizei angegriffen. Der Dashti Archi Distrikt in der Provinz Kunduz im Norden des Landes war von Sonntag auf Montag ebenfalls Ziel von Angriffen der Taliban; mehrere Sicherheitskräfte wurden bei einem Angriff auf einen Checkpoint getötet. Die Provinz Maidan Wardak im Osten Afghanistans wurde vor zwei Tagen von Taliban eingekreist, die Kämpfe dauern anscheinend noch an. In verschiedenen Provinzen im Norden des Landes wurden bei Angriffen auf Sicherheitsposten weitere Menschen von Sonntag auf Montag getötet. Besonders betroffen hierbei war die Provinz Samangan. Damit sind laut Militärangaben nun 14 Prozent des Landes unter der Kontrolle der Taliban und weitere 30 Prozent umkämpft, allerdings gehen andere Quellen von höheren Zahlen aus.
Darüber hinaus gab es in den vergangenen Tagen mehrere Anschläge: So ein Luftanschlag in Baghlan, ein Selbstmordattentat und Anschlag in Nangarhar, mehrere heftige Kämpfe in Kandahar, mehrere Angriffe und drei Raketeneinschläge in Kabul.

Der neue Bericht des UNHCR sagt zudem ganz klar, dass Kabul keine sichere inländische Fluchtalternative mehr darstellt. Darüber hinaus werden die Überlandstraßen von Taliban kontrolliert und somit ist auch eine inländische Flucht unmöglich.

Trotz alledem soll heute Abend um 22 Uhr vom Flughafen München wieder ein Abschiebeflieger nach Afghanistan gehen. Uns sind aktuell fünf Personen aus Bayern bekannt, die sich in Abschiebehaft befinden.

Angesichts der wachsenden Zahl von Angriffen und Anschlägen durch Taliban und IS fordert der Bayerische Flüchtlingsrat einen sofortigen Abschiebestopp. Wenn Kabul nicht länger als sicher erklärt werden kann, dann darf auch die Bundesrepublik nicht länger die Augen verschließen. Wir fordern, Abschiebungen nach Afghanistan einzustellen und Ablehnungsbescheide einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Abschiebungen nach Kabul sind Abschiebungen in ein Kriegsgebiet und müssen ein sofortiges Ende haben“, so Agnes Andrae, Mitarbeiterin des Bayerischen Flüchtlingsrats.

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