18.02.2016

Balkanlager Manching: Beratung wird gekürzt

Regierung von Oberbayern drängt Caritas aus Balkan-Sonderlager Manching / Flüchtlingsrat: Ausbau der ergebnisoffenen Beratung durch Wohlfahrtsverbände dringend erforderlich


Laut einer Meldung des Bayerischen Rundfunks will die Regierung von Oberbayern im Balkan-Sonderlager in Manching und Ingolstadt die Sozialberatung durch die Caritas herunterfahren. Wie die Sprecherin der Behörde mitteilte, reiche im Ankunfts- und Rückführungszentrum (ARE I) eine „niederschwellige Sozialbetreuung“.

Derzeit bieten drei SozialarbeiterInnen, davon eine in Teilzeit, in Manching und einer der drei Dependancen eine ergebnisoffene Beratung an und sind zuständig für ca. 770 Flüchtlinge. Zwei Dependancen sind unbetreut. Dem stehen mindestens 120 BehördenmitarbeiterInnen der Regierung von Oberbayern und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge gegenüber. Der Druck zur freiwilligen Ausreise, dem die Flüchtlinge ausgesetzt sind, ist immens. Ihre einzige neutrale Anlaufstelle, insbesondere wenn die Asylverfahren noch nicht abgeschlossen sind, ist die Asylsozialberatung der Caritas.

Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert massiv den Abbau dieser dringend notwendigen Beratungsarbeit der Caritas im Balkan-Sonderlager und dessen Kaschierung als „niederschwellige Sozialbetreuung“. Ein niederschwelliges Angebot zeichnet sich dadurch aus, dass es ohne hohe Zugangshürden zu erreichen ist, und bedeutet nicht, dass man es so zusammenkürzen kann, dass eine Hilfe nicht mehr möglich ist. Stattdessen fordert er den massiven Ausbau der Beratung, um überhaupt sinnvoll arbeiten zu können.

Die BeraterInnen erreichen schon jetzt nur einen Bruchteil der Flüchtlinge im Balkan-Sonderlager, die Insassen der Außenstellen sind fast völlig ohne Zugang zu Beratung. Das ist menschenrechtlich mehr als bedenklich“, kritisiert Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Nur dank der Caritas konnte für mehrere Fälle mit lebensbedrohlichen Krankheiten eine anwaltliche Vertretung organisiert werden. Es braucht unbedingt eine starke Beratungspräsenz in den Balkanzentren, sonst führen Nachlässigkeit und Fehlverhalten der Behörden zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Eine minimale Fairness im Asylverfahren ist in den Balkanzentren schon jetzt bedroht. Sozialministerin Emilia Müller steht im Wort, für Erstaufnahmeeinrichtungen einen Betreuungsschlüssel von 1:100 zu finanzieren. Das muss auch für die Balkanzentren gelten!

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