02.10.2018
Ausländerbehörden ohne Kontrolle?
Bayerischer Flüchtlingsrat kritisiert weitere Abschiebeversuche von Schülern und Inhaftierung eines Nürnbergers nach acht Jahren Aufenthalt
Wie von Mitbewohnern berichtet, wurden heute um sechs Uhr morgens zwei Afghanen aus der Unterkunft Buichlberg bei Passau von der Polizei gesucht. Der eine ist Schüler im ersten Jahr einer Berufsintegrationsklasse an der Berufsschule Vilshofen, der andere macht eine schulische Ausbildung für Ernährung und Versorgung. Zwei ähnlich gelagerte Fälle wurden auf Intervention des Innenministeriums von der Abschiebeliste genommen. Der eine ist auf dem Weg nach Passau, der andere ist noch in Bremen. In beiden Fällen soll die Ausbildungs- bzw. Arbeitsperspektive erneut überprüft werden.
In Nürnberg wurde heute in den frühen Morgenstunden ein junger Afghane festgenommen. Er ist schon seit acht Jahren in Deutschland, hat eine eigene Wohnung, die Identität ist geklärt, und seit 2011 lebt er in einer festen Beziehung mit einer Frau polnischer Staatsangehörigkeit. Eine Lehrstelle als Gärtner wurde ihm gekündigt, weil er fortwährend zur Ausländerbehörde zitiert wurde. Ein neues Arbeitsangebot als Trockenbauer liegt vor, wird aber von der Ausländerbehörde nicht genehmigt. Der potentielle Arbeitgeber würde ihn sehr gerne einstellen – da er dringend engagierte Arbeitskräfte benötigt.
„Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert Innenminister Herrmann auf, dem Treiben der Ausländerbehörden Einhalt zu gebieten. Der Innenminister sagt, keine Abschiebung bei Arbeit oder Ausbildung - die Ausländerbehörden verweigern jedoch die Arbeitsaufnahme und bringen die Menschen zur Abschiebung. Hier geht es um Zukunftsperspektiven, die von Ausländerbehörden mit Vorsatz zerstört werden“, kritisiert Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats. „Wir erwarten vom Bayerischen Innenminister, dass er den Stopp dieser Abschiebebemühungen veranlasst.“