03.05.2005

Auftakt des Boykotts von Essenspaketen

Am heutigen Dienstag verweigerten 64 Flüchtlinge aus dem Lager in der Emma-Ihrer-Str. 8 die Annahme von Essenspaketen, die sie anstelle von Sozialhilfe erhalten. Sie wollen die Paketannahme weiter boykottieren, bis sie Barbezüge anstelle der Pakete bekommen. Eine Solidaritätskundgebung mit rund 80 TeilnehmerInnen, vor allem Flüchtlingen, fand vor dem Lager statt.

Die Flüchtlinge in Bayern erhalten Sachleistungen und nur 40 Euro Taschengeld. Sie sollen von zwei Essenspaketen pro Woche leben. Doch alle müssen zusätzlich Lebensmittel einkaufen, da ihr Bedarf nicht gedeckt wird. Darum fordern die Flüchtlinge aus der Emma-Ihrer-Str. 8 jetzt Geld- statt Sachleistungen. "Wir wollen den Wert der Essenspakete als Barzahlung, damit wir das einkaufen können, was wir benötigen," erklärt Sunny Ebilueye, der den Boykott mitorganisiert. Mehrkosten durch Verwaltungsaufwand und Logistikkosten der Paketvergabe könnte sich der Freistaat einsparen, wenn auf Barzahlungen umgestiegen würde.

Der Bayerische Flüchtlingsrat und die Karawane unterstützen den Boykott und sammeln Spenden für die Notversorgung der Flüchtlinge. Mit einem Teil der Spenden wurde heute als Auftaktveranstaltung des Boykotts ein gemeinsames Essen finanziert: Afrikanische, arabische und osteuropäische Küche wurde aufgetischt. Während die Kinder aus der Unterkunft spielten, lief Musik und die BewohnerInnen verdeutlichten in Reden ihre Forderungen.

Leyla Nassir Raschid stellt die grundsätzliche Frage: "Warum dürfen meine Kindern nicht das gleiche essen wie andere Kinder?“ Die Mutter von Can (4 Jahre) und Aecan (2 Jahre) kann mit den Essenspaketen häufig nichts anfangen. Spezielle Pakete für Kleinkinder gibt es nicht. “Wir können den Kindern nichts kaufen. Die Kleinen wollen mal ein Eis oder Schokolade, das können wir ihnen nicht geben,“ erklärt die Irakerin. Und Sunny Ebilueye ergänzt: „Es gibt zu wenig Obst, es ist häufig nur eine Banane oder ein Apfel im Paket.“

Während in anderen Bundesländern Gutscheine, Chipkarten oder Bargeld ausgegeben werden, hat sich der Freistaat für eine Versorgung mit Sachleistungen entschieden. Ein Grund dafür ist nicht ersichtlich: Die Paketvergabe ist teurer und aufwendiger. Steuergelder werden so verschwendet.

Matthias Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat: "Dass Flüchtlinge essen müssen, was vom Amt kommt, ist mit dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit nicht vereinbar. Das hierfür auch noch Steuergelder verschwendet werden, ist ein Skandal."

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