16.07.2018

Afghanistan, kein sicheres Land

Pressemitteilung zur Afghanistankonferenz von: Bayerischer Flüchtlingsrat, Belleveue di Monaco, Müncher Flüchtlingsrat, Müncher Flüchtlingsrat und JoG - Jugendliche ohne Grenzen

Mit mehr als 120 Teilnehmer*innen wurden die Erwartungen der Veranstaltenden an die Konferenz voll erfüllt. Vorträge internationaler Experten wie Liza Schuster und Thomas Ruttig zur Situation in Afghanistan, Rechtsberatung und Einschätzungen zur Rechtslage durch renommierte Migrationsrechts-Anwältinnen zeichneten ein Bild der aktuellen Lage. Zahlreiche Workshops boten sowohl Haupt- und Ehrenamtlichen als auch den zahlreichen Afghan*innen Information und Möglichkeiten zur Diskussion.

Die eingeladenen Referent*innen waren übereinstimmend der Ansicht, dass Abschiebungen aus Deutschland auf einem von der Bundesregierung bewusst schief gezeichneten Bild der Situation in Afghanistan beruhen. „Zwar ist der neue Lagebericht des Auswärtigen Amtes in Teilen besser als die bisherigen Stellungnahmen, er zeichnet sich allerdings auch durch einige Auslassungen aus. Dass es in Afghanistan sogenannte sichere Gebiete gebe, ist auch aus dem neuen Lagebericht nicht herauszulesen. Afghanistan ist ein Land im Krieg, gerade sichere Gebiete können morgen Orte von Angriffen und Anschlägen werden“, sagt Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network. 

Liza Schuster, Soziologin an der City University in London, die zu den Effekten und Wahrnehmungen von Migration in Kabul forscht, betont die Probleme von Rückkehrern aus Europa: „Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass Rückkehrer in Kabul ihr Überleben sichern können. Wer es in Kabul schaffen will, braucht sowohl Geld als auch ein funktionierendes soziales Netzwerk. Das haben die meisten Abgeschobenen aus Europa nicht. Bei den Massen an Tagelöhnern, die Kabul bevölkern, müssen sich die Rückkehrer aus Europa hinten anstellen, weil sie keinen Rückhalt haben. Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Abgeschobenen Afghanistan schnell wieder verlassen. Wer dies nicht kann, landet im absoluten Elend.“

Juliane Scheer, Asylanwältin in München, stellt fest: “Die besonders in Bayern forcierte Politik der Abschiebung ist durch die Sachlage nicht gedeckt. Mehr als 60 Prozent der Afghanistan-Entscheidungen des Bundesamts mussten 2017 durch Gerichte korrigiert werden. Das ist das Armutszeugnis eines politisch motivierten Schönredens der Situation in Afghanistan. Gerade in Bayern werden so Hunderte bestintegrierter junger Afghanen in Panik versetzt. “

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