19.03.2019

Abschiebungen nach Afghanistan: „Bayern geht voran“

Bayern hält nach wie vor an rigider Praxis fest und will Afghanen trotz Arbeitsplatz und geplanter Eheschließung abschieben

Heute Abend, Dienstag, den 19. März, soll der mittlerweile 22. Abschiebeflug nach Afghanistan gehen. Nach wie vor hält Bayern an seiner strengen Gangart fest und schiebt gut integrierte und potentielle Arbeitnehmer ab.

Sami K. hat bis zum Entzug seiner Arbeitserlaubnis in einem Feinkosthandel gearbeitet. Jetzt sitzt er in Abschiebehaft in Eichstätt und soll heute Abend abgeschoben werden. K. ist seit knapp vier Jahren in Deutschland, spricht sehr gut Deutsch und will seine deutsche Lebensgefährtin heiraten. Die Vorbereitungen für die Eheschließung laufen; kurz bevor das junge Paar die benötigten Unterlagen zusammen hatte, wurde K. verhaftet.

Ganz ähnlich ist die Situation von Vasim B., der schon seit 6 Jahren in Deutschland lebt: Er musste nach einem Jahr seine Ausbildung zum Raumausstatter aufgrund des Entzugs seiner Arbeitserlaubnis abbrechen. Kurz darauf konnte B. erneut ein Ausbildungsangebot vorlegen. Doch auch hier scheiterte es an der verweigerten Arbeitserlaubnis. Der Betrieb möchte ihn weiterhin gerne ausbilden, da er schon in seinem Geburtsland, dem Iran, als Polstermeister arbeitete. Auch B. wollte seine deutsche Freundin heiraten. „Wir haben eine gemeinsame Zukunft geplant, haben seit langem versucht zu heiraten. Vasim hat hier einen Freundeskreis und einen Ausbildungsplatz. Nun soll er in ein Land abgeschoben werden, das er nie zuvor gesehen hat,“ erzählt seine Lebensgefährtin Nicoletta M.

„Es kann nicht sein, dass Bayern an Abschiebung auf Biegen und Brechen festhält. Trotz Drucks von Haupt- und Ehrenamtlichen, trotz des Fachkräftemangels in der Wirtschaft. Die bayerische Staatsregierung versetzt monatlich eine ganze Bevölkerungsgruppe in Angst und Schrecken, anstatt Rechtssicherheit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schaffen“, kritisiert David Förster vom Bayerischen Flüchtlingsrat. "Wir fordern Innenminister Herrmann auf, diese Abschiebungen zu unterlassen und endlich einen bayernweit einheitlichen, einfachen Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt im Sinne der Geflüchteten, der Ehrenamtlichen und der bayerischen Wirtschaft zu veranlassen. Das Zerreißen von festen Beziehungen und die Abschiebung von gut integrierten Menschen ist nicht christlich, nicht sozial und nicht vernünftig.“

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