14.11.2018

Abschiebung wider aller Vernunft und Menschlichkeit

18. Sammelabschiebung nach Afghanistan – trotz verschärfter Sicherheitslage und zahlreicher Anschläge / Unter den Betroffenen sind schwer psychisch Kranke und gut integrierte junge Männer

Gestern fand die 18. Sammelabschiebung nach Afghanistan statt, diesmal vom Flughafen Leipzig/Halle. In dem Flug saßen 40 Personen, mindestens 12 davon kamen aus Bayern.

Einen Tag vor der Sammelabschiebung kam es zu einem Anschlag im eigentlich abgesicherten Regierungsviertel Kabuls mit mehreren Toten, bei Kämpfen in mehreren Distrikten Afghanistans waren ebenfalls viele Todesopfer zu beklagen. Sie stehen symptomatisch für die sich stetig verschlechternde Sicherheitslage vor Ort. Während aktuelle Stellungnahmen des UNHCR und anderer NGOs sicherere innerstaatliche Fluchtalternativen verneinen und vor dem hohen Risiko warnen, Opfer von Gewaltattacken zu werden, schiebt Deutschland weiterhin fleißig dorthin ab.

Unter den Betroffenen sind auch dieses Mal Personen mit massiven psychischen Erkrankungen, Schüler und potentielle Auszubildende. Der Bayerische Flüchtlingsrat hat bei diesem Flug bisher von drei Afghanen Kenntnis, die in psychiatrischer Behandlung waren, zwei hatten bereits Suizidversuche hinter sich. Bei einem weiteren stand eine wichtige Operation unmittelbar bevor, um einen voranschreitenden Verlust des Hörvermögens zu verhindern. Er ging bis zu seiner Verhaftung in die Berufsschule. Viele der abgeschobenen Afghanen hatten bereits Ausbildungsplätze, die ihnen jedoch nicht genehmigt wurden.

Unter den Betroffenen war auch A. Mohammadi aus Marktoberdorf. Seit 3 Jahren lebte er als fester Bestandteil in der Gemeinde und war gut integriert. A. Mohammadi finanzierte sich selber, hatte eine eigene Wohnung und arbeitete insgesamt seit fast zwei Jahren in Festanstellung im dortigen Elektrobetrieb Staudacher. Der Betrieb kämpfte mit ihm zusammen vergeblich um eine Ausbildungserlaubnis. „Es ist ein menschliches Drama. A. war sehr beliebt bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er ist für unseren täglichen Betriebsablauf enorm wichtig“, erklärt seine Arbeitgeberin Sieglinde Staudacher von A. Mohammadi.

Jede Abschiebung lässt erschütterte Ehrenamtliche, Lehrer*innen, Arbeitgeber*innen, Freund*innen und Familien zurück.

„Ob politisches Kalkül oder pure Realitätsverweigerung – dieser Wahnsinn muss endlich ein Ende haben“, fordert Hanna Smuda vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Jeden Monat aufs Neue geht eine Welle der verzweifelten Panik durch Bayern, wenn wieder eine Abschiebung in das Kriegsgebiet ansteht. Abschiebungen sind keine Asylpolitik, sie sind Handeln wider jegliche Vernunft und Menschlichkeit.“

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