13.11.2018

Abschiebung trotz Verzweiflung und Krankheit

Unter den Verhafteten für die für heute geplante Abschiebung nach Afghanistan sind viele Fälle, die suizidgefährdet und krank sind

R.Mohammadi flüchtete als 11jähriger aus Afghanistan und kam 2015 nach Deutschland. Bis kurz nach seiner Volljährigkeit lebte er in einer Wohngruppe für unbegleitete Minderjährige in Kissingen. Die traumatischen Erlebnisse seiner Flucht und der Verlust seiner Familie haben ihn hier nie losgelassen. Trotz massiver psychischer Belastung ging er zur Schule und absolvierte erfolgreich mehrere Praktika. 2017 wurde sein Asylantrag abgelehnt, eine Klage blieb erfolglos. Wegen des enormen Drucks der drohenden Abschiebung und der zeitgleichen Entlassung aus der Jugendwohngruppe, brach er im Mai 2017 zusammen. Er wurde nach einem Selbstmordversuch in das BKH Augsburg eingeliefert. Trotzdem bemühte er sich intensiv weiter voranzukommen. R.Mohammadi war gerade dabei, sich in Augsburg bei „Nordsee“ um einen Arbeitsplatz zu bemühen. Die erforderliche Tazkira hat er vor ein paar Wochen beantragt, sie soll demnächst hier ankommen.

R.Mohammadi ist nicht straffällig und ist in Deutschland integriert. „R. Mohammadi war in unserer Wohngruppe ein Vorbild an Integration und ernsthaftes Bemühen für uns alle. Trotz seiner traumatischen Erlebnisse hat er versucht, nicht aufzugeben, sogar nach seinem verzweifelten Selbstmordversuch“, so Frau S, seine ehemalige Betreuerin aus der Wohngruppe von Prisma e.V.

Auch andere Afghanen, die jetzt gesucht worden sind, wie Hafizullah K aus dem Dachauer Land oder Karim aus Freising, drückt die Angst vor der Abschiebung nieder, sie können nur noch mit Psychopharmaka ihre Angst niederringen. Dass nun die Polizei nach ihnen sucht, kann sie in erneute Suizidversuche treiben.

Ein weiterer junger Afghane ist heute im Großraum München festgenommen worden. Er hat in Afghanistan vier Jahre für die US Armee gearbeitet, ein Bruder von ihm ist deswegen von den Taliban ermordet worden. Auch er wird von den Taliban gesucht. Erst vor vier Wochen war er wegen akuter Suizidgefahr stationär in die Psychiatrie aufgenommen worden.

Mohamad S, wurde heute früh in Vilsbiburg verhaftet. Er ist Schüler in der Berufsintegrationsklasse, hatte schon erfolgreich in Praktikum in einem Hotel absolviert. Für den 27.11.2018 ist eine Operation seiner Ohren anberaumt, ohne die, so die Auskunft der Uniklinik Regensburg, ihm bald völlige Taubheit droht.

„Herzlos und ohne Verstand“ nennt Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats, die geplante Abschiebung dieser Afghanen. „All diese jungen Afghanen könnten hier in Bayern ihren Weg machen, doch allein die Androhung der Abschiebung lässt viele der Menschen, die schon viel durchgemacht haben, zusammenbrechen. Diese bayerische Politik ist menschenfeindlich und sture Paragraphenreiterei der Ausländerbehörde. Wir fordern von der bayerischen Regierung eine Politik, die Integration nicht länger bestraft und auch Rücksicht auf Krankheiten nimmt.“

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