12.07.2005

Abschiebung „erfolgreich“: Familie in Slowenien in Haft, wurde schwer traumatisierter Frau Arm gebrochen?

Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert Aufklärung und Konsequenzen

Am 1. Juli wurde Familie Avdija, die als Ashkali-Minderheit aus dem Kosovo geflüchtet ist, von Bayern aus nach Slowenien abgeschoben. Die traumatisierte und suizidgefährdete Frau Elhjeme Avdija (39) wurde morgens um 4:00 Uhr aus dem Bezirkskrankenhaus in Erlangen abgeholt. Erst um 20 Uhr konnte, wie die zuständige Bezirksregierung meldete, die Familie den slowenischen Behörden übergeben werden. Offenbar nicht unbeschadet. In einem Telefonat, das der Zirndorfer Gemeindepädagoge Erwin Bartsch gestern mit der Familie führen konnte, berichtete Frau Avdija, dass sie durch die Begleitbeamten gewaltsam zum Besteigen der Chartermaschine gezwungen wurde. Dabei wurde sie nach ihren Angaben am Arm verletzt, so dass dieser nach ihrer Ankunft in Ljubljana geschient und gegipst werden musste. Nach Auskunft von Frau Avdija griff der zu ihrer Begleitung abgestellte Arzt nicht ein. Die Familie war nach der Ankunft in Ljubljana von den slowenischen Behörden in das Flüchtlingslager Postojna auf einem ehemaligen Militärgelände in dem Dorf Veliki Otok verbracht worden, wo sie zunächst inhaftiert wurde. Erst nach fünf Tagen Gefängnishaft wurde die Familie in eine Asylunterkunft nach Ljubljana verlegt, wo Herr Bartsch gestern erstmals Kontakt zur Familie aufnehmen konnte.

„Sollten die Vorwürfe der Familie Avdija gegenüber den für die Abschiebung Verantwortlichen Bestand haben,“ fordert Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats, „so muss das Konsequenzen haben.“ Eine schwer traumatisierte Frau nach zwei Suizidversuchen aus der Psychiatrie heraus abzuschieben, ist allein schon mit der Wahrung der Menschenwürde nicht zu vereinbaren. Sollte sich bewahrheiten, dass der Frau während der Abschiebung auch noch Gewalt angetan wurde, käme eine Körperverletzung hinzu. „Wir fordern den Bayerischen Innenminister Beckstein auf, unverzüglich eine Untersuchung der Vorfälle vorzunehmen und Vorgaben zu erlassen, die solche Zustände für die Zukunft wirksam ausschließen.“

Nachdem sich am 1. Juli zunächst der Pilot des Linienflugs von Adria Airways wegen eines akuten Zusammenbruchs Frau Avdijas geweigert hatte, an der Abschiebung mitzuwirken, wurde die Familie getrennt in Richtung Zirndorf zurückgefahren. Frau Avdija ist dabei kontinuierlich von mindestens vier Beamten begleitet und von ihrer Familie auch während eines fünfstündigen Aufenthalts in Nürnberg Feucht abgeschirmt worden. Zwischenzeitlich wurde von der Zentralen Ausreisestelle eine Chartermaschine am Flughafen Ingolstadt gemietet, wohin die Familie am späten Nachmittag – wiederum getrennt – gefahren wurde. Um 19 Uhr wurde die Familie ins Flugzeug gebracht und, eskortiert von vier Begleitbeamten und einem Arzt, nach Ljubljana geflogen.

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